Mittwoch, 8. Juli 2015

Die Vorgeschichte



Mag sein, dass unsere Ansprüche zu hoch angesetzt waren. Aber mit drei Kindern braucht man ja mindestens drei Kinderzimmer. Und schon bei diesem Punkt schieden die meisten Häuser aus. Hätten wir nur ein oder zwei Kinder, würden wir heute sicher schon in einem Haus wohnen. Beim Grundstück kamen für uns Häuser mit weniger als 600m² sowieso nicht in Betracht. Wenn schon Haus, dann sollen unsere Kinder auch genug Auslauf bekommen. Pool, Sandkasten, Baumhaus, Obstbäume – all das baucht schon Platz. Tja, und schon wurde die Auswahl dünn. KO-Kriterium war dann meist der Wunsch nach einem  Arbeitszimmer – oder besser Fotozimmer – für mich. Im Idealfall wäre das sogar ein kleines Studio gewesen. Von der Garage mit ausreichend Platz für Auto und Motorrad sowie einer kleinen Werkstatt will ich jetzt gar nicht erst anfangen. Na und die Lage musste zu guter Letzt natürlich auch stimmen. Das schönste Haus nützt uns nichts, wenn es am Arsch der Welt liegt und man am gesellschaftlichen Leben nur noch per Auto teilnehmen kann. Zumal man dann für die Kinder zum Taxiunternehmen mutiert. So muss für unseren Anspruch zumindest Bus oder Bahn schnell zu erreichen sein. Doch auch hier gibt es Stolpersteine, denn nicht jeder Bus fährt mit einem für uns brauchbaren Fahrplan. Gymnasium, Musikschule, Theater-AG und nicht zuletzt der Arbeitsweg muss fahrplantechnisch abgedeckt werden.
   
Lange haben wir gesucht. Fast zwei Jahre verbrachten wir damit täglich Immobilienportale zu durchforsten. Immer auf der Suche nach unserem Traumhaus, welches vielleicht just in diesem Augenblick ganz frisch eingestellt wird. Selbst mit dem Thema Zwangsversteigerung haben wir uns intensiv beschäftigt. Und hier hätte es auch fast geklappt. Ein Haus in Dissenchen stand zur Versteigerung. Zwar Sanierungsbedürftig aber dafür mit großem Grundstück, großer Garage, möglichem Fotostudio, Kita vor der Tür, Grundschule fußläufig und einer super Busverbindung.
  
Der Entschluss stand also. Wir ersteigern das Haus. So schnell wie der Entschluss stand, erfolgte jedoch auch die erste Ernüchterung. Unsere Hausbank traute sich an das Thema Zwangsversteigerung nicht ran und lehnte unseren Kreditantrag ab. Nun war guter Rat teuer, denn der Versteigerungstermin stand schon vor der Tür. Retter in der Not war die DKB, welche innerhalb kürzester Zeit eine Finanzierungszusage gab. Nachdem also die Finanzierung stand, mussten wir jetzt nur noch den Zuschlag erhalten. In Vorbereitung auf den Termin hatte ich mir schon eine Versteigerung angesehen, um einfach den Ablauf einmal gesehen zu haben und das Gefühl für so eine Versteigerung zu bekommen. Auch hatte ich mit der Gläubigerbank telefoniert und in weiser Voraussicht auch mit dem zuständigen Gerichtsvollzieher gesprochen. Unser Traum platzte jedoch einen Tag vor der Versteigerung, als diese nämlich abgesetzt wurde. Wie wir später erfuhren ist das die Masche des Schuldners. Nicht zahlen, es bis kurz vor die Versteigerung kommen lassen und dann schnell etwas zahlen, damit der Termin gestrichen wird. Danach beginnt das Spiel dann von vorn. Ein Jahr später stand das Haus übrigens wieder zur Versteigerung. Auch dieser Termin platzte kurz vorher.
   
Nachdem das Thema Zwangsversteigerung bei uns durch war, tat sich schon kurze Zeit später eine neue Möglichkeit auf. Eine alte Lagerhalle, die durch den jetzigen Besitzer zum Wohn- und Arbeitsraum umfunktioniert wurde stand zum Verkauf. Diesmal war bis auf ein paar Kleinigkeiten fast alles perfekt. Großes Grundstück, im Haus integrierte Garage, ausreichend Zimmer inkl. kleinem Studio, guter Bauzustand und nur wenig bis kein Sanierungsbedarf. Zudem war das ganze finanziell überaus attraktiv. Ein Traum könnte man meinen. Leider entwickelte sich dieser Traum für uns ganz schnell zum Alptraum. Man muss dazu sagen, dass die Immobilie durch einen ortsansässigen Makler vertrieben wurde. Nun haben Makler nicht unbedingt den besten Ruf – und dieser Makler tat alles, dass das auch so bleibt. Es fing schon mit der Besichtigung an. Massenveranstaltung wäre wohl ein treffenderes Wort gewesen, denn mit einer seriösen Besichtigung hatte der Zirkus nicht viel zu tun. Ein Exposé in die Hand gab es nicht, Frage konnte der Makler nicht beantworten. Zum Glück war der Hausherr anwesend. Na ja, zumindest körperlich, denn als seine Ex-Partnerin auftauchte gab es für alle noch ne Filmreife Rosenkriegsszene. Mit Popcorn und Cola wäre es fast wie im Kino gewesen. Leider hatte der gute Man dann keinen Nerv mehr, um Fragen wirklich tiefgründig zu beantworten. Wie dem auch sei, das Haus hatte unser Interesse. Nun galt es, dem Makler als erster eine Finanzierungsbestätigung  vorzulegen. Ganz nach dem Motto: Wer zuerst kommt, malt zuerst.

Der Bungalow hätte unser sein sollen.
  
Dank unserer guten Kontakte zur DKB hatten wir die Finanzierungsbestätigung innerhalb eines Tages. Hier nochmal einen großen Dank an Frau Briesemann von der DKB, die sich wirklich für uns ins Zeug geworfen hat und als Vermittler in Turbogeschwindigkeit eine finanzierende Bank für uns gefunden hat. Noch am selben Abend unterzeichneten wir die Reservierungsvereinbarung und machten (zähneknirschend) eine größere Anzahlung auf die höhe Maklercourtage. Egal – wir hatten das Haus sicher. So dachten wir zumindest, denn alles kam am Ende anders. In den nächsten Tagen bekamen wir die volle fachliche Inkompetenz des Maklers zu spüren. Wollte der Kasper den Kauf nicht ohne Notar abwickeln? Unglaublich! Jetzt musste ich den Heini erst einmal aufklären, dass es ohne gar nicht geht! Als nächstes tauchten dann auf einmal Probleme mit dem Grundstück auf. Ein Abwasserrohr verlief gar nicht auf dem zu verkaufenden Grundstück, sondern auf dem des Nachbarn. Den betreffenden Teil können müsse man aber jetzt für schlappe 5.000 € noch dazu erwerben. Aha – und keiner hat es vorher gewusst. Natürlich kämen dann auch noch Vermessungsgebühren und dergleichen dazu. Aber darüber reden wir jetzt mal nicht. Nach weiteren Tagen des Wartens passierte erst einmal gar nichts weiter. Kein Notartermin, kein Vertragsentwurf, einfach nichts. Anrufe beim Makler brachten bis auf heiße Luft und Vertröstungen nichts. Kurz entschlossen rief ich beim Verkäufer direkt an (die Kontaktdaten hatte ich mir aus dem Internet selbst raus gesucht). Was ich nun erfahren sollte, ließ mir die Kinnlade bis auf die Erde fallen – der Typ hatte einen eigenen Käufer für das Haus. Angeblich alles ohne Maklerwissen. Unser Makler leugnete jegliche Kenntnis darüber und tat unschuldig. Durch einen glücklichen Umstand erfuhren wir jedoch schockierendes. Ist dieser Arsch von Makler nicht zweigleisig gefahren! "Zufälligerweise" gab es für das gleiche Objekt noch ein Kreditantrag. Und auch dieser Antrag ist mutmaßlich über den Makler entstanden.
    
Unsere Vermutung: Wir hatten zwar als erstes eine Finanzierungsbestätigung eingereicht. Aber der Maklerarsch hat das Objekt seinen Bekannten zugeschanzt, welche nämlich auch bei der Besichtigungstour dabei gewesen waren und auch schon bereits da Interesse angemeldet hatten. Unser Traum vom Haus – mal wieder geplatzt.
   
Nach dieser Enttäuschung ging für uns die Suche nun wieder von vorne los. Es dauerte einige Monate bis sich erneut eine Gelegenheit auftat. Ein teilsaniertes Haus mit schönem Grundstück mitten in alten Madlow gelegen. Wunderbar dachten wir. Es müsste zwar innen viel getan werden (fast alles), aber nichts, was nicht zu schaffen wäre. Wie der Zufall es wollte, wurde das Haus von der DKB angeboten. Die Maklererfahrung war diesmal eine ganz andere. Informiert und mit Exposé wurde uns allein das ganze Haus gezeigt. So sollte es sein. Unsere Entscheidung stand fest.  Dieses Haus kommt in Frage. Es muss nur noch einen Test bestehen – die genaue Begutachtung durch einen Bausachverständigen. Und wir müssen zugeben, die investierten 330 € entpuppten sich als Gold wert. Das Haus hatte nämlich eine ganz große Schwäche. Das Dach. Vor einigen Jahren zwar neu gemacht, wurden dabei jedoch gravierende Fehler begangen, die einem Käufer teuer zustehen kommen könnten. Die Unterspannbahn war Monate lang Sonnenlicht ausgesetzt und so extrem porös geworden. Zur Fehlerbeseitigung hätte man das ganze Dach nochmals neu machen können. Leider schied nun also auch das Haus aus.
 
Außen hui, innen pfui. Und die Suche geht weiter.
 
  
Wieder einige Monate später gab es die nächste Chance. Ein sofort bezugsreifes Haus in guter Lage, keine 10 Jahre alt mit vom Haus aus begehbarer Garage. Der Dachboden wäre ausbaubar, so dass wir auf die nötige Zimmerzahl kommen würden. Nur das Grundstück war mit knapp 500m² doch recht klein. Insgesamt war das Angebotene Objekt zwar nicht unser absolutes Traumhaus, aber  immerhin eine Möglichkeit. Auch bei diesem Haus gab es wieder viele Interessenten. Den Zuschlag bekommt der, der das höchste Gebot (über dem veranschlagten Preis des Verkäufers) abgibt. Unseres war es leider nicht, so das wir mal wieder leer ausgingen. Und unsere Suche … die nahm ihren gewohnten Lauf. Immobilienportale durchsuchen, Maklerangebote abklappern und auf das nächste Angebot hoffen.
  
So kam und ging eine Chance nach der anderen. Letztendlich ist es keine dieser Immobilien geworden. Vielleicht aber auch ganz gut so, sonst wäre unsere Geschichte ja hier schon am Ende.

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