Freitag, 9. September 2016

Wir bohren nach Wasser

Unser Grundstück ist 1001 m² groß. Davon entfallen mal locker 700 m² auf Grünflächen. Diese müssen natürlich ordentlich bewässert werden, wenn man es saftig grün um sich herum haben möchte. Wir haben lange überlegt, wie wir die Wasserversorgung für unseren Garten regeln wollen. Die Verwendung von Hauswasser ist dabei die denkbar ungünstigste Art den Garten zu bewässern. Zum einen bezahlt man ja nicht nur den m³ verbrauchtes Wasser. Nein, es kommt dieselbe Menge als Abwasserkosten noch hinzu. Ein erster Schritt wäre hier also ein extra Gartenwasserzähler, welcher einen die Abwasserkosten erspart (logisch, das Wasser verschwindet ja auch im Boden). Geht das ganze auch noch günstiger? Ja geht. Z.B. mit einer Zisterne. Diese fängt das Regenwasser auf und man kann damit kostenlos seinen Garten gießen. Das Problem an der Sache ist nur, eine Zisterne (nur für die Gartenbewässerung) kostet ca. 2000 EUR. Zudem regnet es in unseren Breiten nicht genug, dass wir über unsere Dachflächen ausreichend Wasser für unser Grundstück sammeln könnten. Bleibt also noch die letzte Alternative - Gartenbrunnen. Diese schlägt mit etwa 1600 EUR zu Buche. Darin enthalten ist die Bohrung, die Pumpe und die ganzen Kleinteile wie Brunnenkopf, Saugrohr und Fittings.
 
    
Lohnt sich ein Brunnen für uns? Das kann man relativ einfach berechnen. Einen Rasen soll man bei unseren Bodenverhältnissen mit etwa 20 Liter je m² bewässern. Bei angenommenen 600m² Rasenfläche macht das pro Bewässerungslauf 12.000 Liter – also 12m³. Ein Kubikmeter Wasser kostet derzeit 1,22€. Macht also je Bewässerung rund 15 EUR. Bewässert wird etwa von April bis Oktober (ca. 30 Wochen). Natürlich ziehen wir jetzt hier mal 10 Wochen ab, da es ja hin und wieder auch mal regnet und man nicht bewässern muss. Bleiben also 20 Wochen bei ein Mal in der Woche ordentlich bewässern. 20 Wochen mal 15 EUR macht dann allein für den Rasen 300 EUR (Garten)Wasserkosten im Jahr! Die Investition von 1.600 EUR rentiert sich demnach bereits im 6. Jahr. Bedenkt man jetzt, dass man bei kostenlosen Wasser auch mal ein Pool ohne schlechtes Gewissen an den Geldbeutel füllen kann oder die Kinder auch einfach nur mal so panschen können, sollte sich ein Brunnen schon in kürzester Zeit rentieren.
   
Langfristig sparen wir mit einem Brunnen viel Geld.
    
Die Entscheidung steht also: Wir bauen einen Brunnen. Bevor es jedoch los geht, muss – wie in Deutschland üblich – alles erst einmal seinen bürokratischen Gang gehen. Man braucht zwar keine Genehmigung zum Brunnen bauen – vielmehr muss man aber sein Vorhaben bei der Wasserbehörde melden. Diese hat dann vier Wochen Zeit „Einspruch“ gegen das Vorhaben einzulegen. Hat die Behörde nichts dagegen, kann man nach vier Wochen los legen. (das Amt braucht sich dazu nicht einmal melden). Natürlich meldet sich aber das Amt. Schon allein nur, um einen zu sagen, dass man keine Genehmigung benötigt. Und natürlich kostet dieser völlig sinnlose Bescheid wieder einmal Geld. Wir haben mit unserem Grundstück Glück und dürfen bohren. Nur 100 Meter weiter ist ein Sperrgebiet und die Grundwassernutzung untersagt.
 
Grundwasserbelastung durch den Potsdamer Chemiehandel.
   
Ein Bohrunternehmen war auch schnell gefunden und relativ zeitnah ein Vor-Ort-Termin gemacht. Hier kam dann auch schon die erste Ernüchterung. Die Bohrfirma kennt unsere „Schutthalde“ von einer anderen Bohrung. Die ersten zwei Meter müssen hier per Bagger aufgrund der vielen Steine entfernt werden. Entweder mache ich das selbst oder gegen Extrakosten kommen Sie mit Bagger. Doch hier hatten wir dann einmal Glück, denn just zwei Tage später war durch die Wasserverlegung ein Bagger auf dem Grundstück. Schnell war mit den Männer eine Überstunde ausgehandelt und unser Loch wurde gegraben. Nun konnte es wirklich mit dem Bohren los gehen.
   
Ein Loch. 2m tief und 1x1m breit.
   
Das Erdreich ist bei uns schichtweise mit Ziegelsteinen gefüllt!
   
2m³ Erdaushub = 50% Steine + 50% Sand
    
Ein paar Tage später war es dann soweit. Am Montag standen drei Leute der Bohrfirma mit einem Trockenbohrer auf unserem Grundstück und fingen pünktlich an zu bohren. Gegen Mittag hatten sie 8 Meter geschafft. Allerdings sehr, sehr mürrisch, denn das Bohren stellte sich schwieriger als gedacht heraus. Immer wieder trafen sie auf Steine, welche die Aktion sehr in die Länge zog. Aus dem geplanten einem Tag (und am Nachmittag fertig) wurden dann zwei volle Tage.
  
Das Team beim Bohren.
      
Der Bohrer wird in die hinab gelassen.

     
Dennoch schaffte es die Maschine sich geschlagene 12 Meter in die Tiefe zu rumpeln. Das Loch wurde dann mit einem speziellen Brunnenrohr versehen, an dessen Ende eine 2 Meter lange Filterstrecke eingebaut ist (hier tritt das Wasser in das Brunnenrohr). Oben schaut dann nur ein Plasterohr aus dem Boden, in welches die Pumpe hinab gelassen wird. An sich ist der Brunnen also fertig. … Wäre da nur nicht das doofe 2Meter tiefe Loch. Denn das, muss ich nun auch wieder selber zu schütten (ok – dafür zahle ich aber auch 2 Meter weniger Bohrung).
    
Das Brunnenrohr im 2m tiefen Loch.
       
Buddelflink bei der Arbeit.

    
Fertig ist unser Brunnen nun aber immer noch nicht. Klar, Pumpe rein mit Schlauch aus Öffnung würde theoretisch schon gehen, nur wäre der Brunnen ja oben offen und Dreck könnte hinein fallen und den Brunnen von innen zu setzen. Also muss der Brunnen oben abgedeckt werden. Dazu habe ich bei EBay bereits einen einfachen Brunnenkopf bestellt. Dieser schließt oben das Rohr ab. Desweiteren werden daran dann Absperrhähne, Entwässerungsventil, Verteiler und Druckmesser angebaut. Damit das ganze Gedöns nicht im Weg hängt, wird alles noch in eine Brunnenstube unterirdisch eingebaut. Ich habe mir dazu günstig ein 400er Kanalrohr mit Deckel besorgt. Nachdem nun alles eingebaut ist, sieht man von oben dann nur noch den Deckel.
    
Brunnenschacht bereits in Position gebracht.
   
Unten und innen mit Kies aufgefüllt - zur Wasserableitung beim entleeren.
    
Loch zugebuddelt und Deckel drauf.
       
So sieht die Brunnenstube aus. 2 Abgänge, Ablasshahn, Druckanzeige, Absperrhahn.
      
Zeit für einen Testlauf, würde ich sagen. Als Pumpe hatte ich mir schon vor langen eine druckstarke Tiefbrunnenpumpe von Gardena ausgesucht. Diese leistet bei 5 bar Förderdruck 6000 Liter Wasser in der Stunde. Das schöne an dieser Pumpe ist zudem, dass Sie auf Druckänderung reagiert. Das bedeutet, sobald ein Wasserhahn geöffnet wird, fängt die Pumpe von allein an zu pumpen. Schließt man den Wasserhahn wieder, geht sie auch aus.
   
Wo steht eigentlich das Wasser im Brunnen? Ausloten mit einer Flasche.
       
Wo ist sie hin - die Flasche?.
   
Nach dem ersten Test und einer Messung der Förderleistung an der Austrittsstelle (8,5 Meter Förderhöhe) liegen bei uns von den theoretisch leistbaren 5 bar immer noch beachtliche reichlich 4 bar an. Damit stehen uns am Austrittspunkt 5m³ Wasser je Stunde zur Verfügung. Ein 10 Liter Eimer ist bei dieser Pumpenleistung in sagenhaften 7 Sekunden Rand voll gefüllt. 
 
Die ersten Lieter waren noch etwas sandig vom bohren. Die zweite Füllung war dann glas klar.
     
Ob er mal Feuerwehrmann wird?
     
Alles in allem sind wir (insbesondere ich) mit unserem Brunnen sehr zufrieden. Im nächsten Jahr werde ich dann ein Bewässerungssystem für unseren Rasen installieren. Ausreichend Wasser ist ja nun vorhanden. In der Zwischenzeit habe ich aber erstmal an dem einen Abgang einen Wasserhahn installiert, damit wir jederzeit Wasser zur Verfügung haben. An den anderen Abgang hängt eine Zeitschaltuhr mit drei Sprenger für unserer Rasenbewässerung.
    
Der Wasserhahn wird installiert.
     
Fertig. Wir haben jetzt jederzeit kostenlos Wasser zur Verfügung.
    
Unser Brunnen im Überblick:
Brunnentiefe: 11,5m
Wasserstand bei: 5m
Pumpenhöhe: 8,5m
Filterstrecke unten: 2m
Wasserdruck an Entnahmestelle: reichlich 4 bar
maximal nutzbare Förderleistung für Gartenbewässerung: 5.000 Liter/Stunde
Kosten Bohrung inkl. 2m Erdaushub: 996,05 €
Kosten Brunnenstube mit Pumpe/Verrohrung/Fittinge usw.: 600,02 €
   

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