Lohnt sich ein Brunnen für uns? Das kann man relativ einfach
berechnen. Einen Rasen soll man bei unseren Bodenverhältnissen mit etwa 20 Liter je m² bewässern. Bei angenommenen
600m² Rasenfläche macht das pro Bewässerungslauf 12.000 Liter – also 12m³. Ein
Kubikmeter Wasser kostet derzeit 1,22€. Macht also je Bewässerung rund 15 EUR.
Bewässert wird etwa von April bis Oktober (ca. 30 Wochen). Natürlich ziehen wir
jetzt hier mal 10 Wochen ab, da es ja hin und wieder auch mal regnet und man
nicht bewässern muss. Bleiben also 20 Wochen bei ein Mal in der Woche
ordentlich bewässern. 20 Wochen mal 15 EUR macht dann allein für den Rasen 300
EUR (Garten)Wasserkosten im Jahr! Die Investition von 1.600 EUR rentiert sich demnach bereits
im 6. Jahr. Bedenkt man jetzt, dass man bei kostenlosen Wasser auch mal ein
Pool ohne schlechtes Gewissen an den Geldbeutel füllen kann oder die Kinder
auch einfach nur mal so panschen können, sollte sich ein Brunnen schon in
kürzester Zeit rentieren.
Die Entscheidung steht also: Wir bauen einen Brunnen.
Bevor es jedoch los geht, muss – wie in Deutschland üblich – alles erst einmal
seinen bürokratischen Gang gehen. Man braucht zwar keine Genehmigung zum
Brunnen bauen – vielmehr muss man aber sein Vorhaben bei der Wasserbehörde
melden. Diese hat dann vier Wochen Zeit „Einspruch“ gegen das Vorhaben
einzulegen. Hat die Behörde nichts dagegen, kann man nach vier Wochen los
legen. (das Amt braucht sich dazu nicht einmal melden). Natürlich meldet sich
aber das Amt. Schon allein nur, um einen zu sagen, dass man keine Genehmigung
benötigt. Und natürlich kostet dieser völlig sinnlose Bescheid wieder einmal
Geld. Wir haben mit unserem Grundstück Glück und dürfen bohren. Nur 100 Meter
weiter ist ein Sperrgebiet und die Grundwassernutzung untersagt.
Ein Bohrunternehmen war auch schnell gefunden und relativ
zeitnah ein Vor-Ort-Termin gemacht. Hier kam dann auch schon die erste
Ernüchterung. Die Bohrfirma kennt unsere „Schutthalde“ von einer anderen
Bohrung. Die ersten zwei Meter müssen hier per Bagger aufgrund der vielen
Steine entfernt werden. Entweder mache ich das selbst oder gegen Extrakosten
kommen Sie mit Bagger. Doch hier hatten wir dann einmal Glück, denn just zwei
Tage später war durch die Wasserverlegung ein Bagger auf dem Grundstück.
Schnell war mit den Männer eine Überstunde ausgehandelt und unser Loch wurde
gegraben. Nun konnte es wirklich mit dem Bohren los gehen.
Ein Loch. 2m tief und 1x1m breit. |
Das Erdreich ist bei uns schichtweise mit Ziegelsteinen gefüllt! |
Ein paar Tage später war es dann soweit. Am Montag standen drei Leute
der Bohrfirma mit einem Trockenbohrer auf unserem Grundstück und fingen
pünktlich an zu bohren. Gegen Mittag hatten sie 8 Meter geschafft. Allerdings
sehr, sehr mürrisch, denn das Bohren stellte sich schwieriger als gedacht
heraus. Immer wieder trafen sie auf Steine, welche die Aktion sehr in die Länge
zog. Aus dem geplanten einem Tag (und am Nachmittag fertig) wurden dann zwei
volle Tage.
Der Bohrer wird in die hinab gelassen. |
Dennoch schaffte es die Maschine sich geschlagene 12 Meter
in die Tiefe zu rumpeln. Das Loch wurde dann mit einem speziellen Brunnenrohr
versehen, an dessen Ende eine 2 Meter lange Filterstrecke eingebaut ist (hier
tritt das Wasser in das Brunnenrohr). Oben schaut dann nur ein Plasterohr aus
dem Boden, in welches die Pumpe hinab gelassen wird. An sich ist der Brunnen
also fertig. … Wäre da nur nicht das doofe 2Meter tiefe Loch. Denn das, muss
ich nun auch wieder selber zu schütten (ok – dafür zahle ich aber auch 2 Meter
weniger Bohrung).
Buddelflink bei der Arbeit. |
Fertig ist unser Brunnen nun aber immer noch nicht. Klar,
Pumpe rein mit Schlauch aus Öffnung würde theoretisch schon gehen, nur wäre der
Brunnen ja oben offen und Dreck könnte hinein fallen und den Brunnen von innen
zu setzen. Also muss der Brunnen oben abgedeckt werden. Dazu habe ich bei EBay
bereits einen einfachen Brunnenkopf bestellt. Dieser schließt oben das Rohr ab.
Desweiteren werden daran dann Absperrhähne, Entwässerungsventil, Verteiler und
Druckmesser angebaut. Damit das ganze Gedöns nicht im Weg hängt, wird alles
noch in eine Brunnenstube unterirdisch eingebaut. Ich habe mir dazu günstig ein
400er Kanalrohr mit Deckel besorgt. Nachdem nun alles eingebaut ist, sieht man
von oben dann nur noch den Deckel.
Brunnenschacht bereits in Position gebracht. |
Loch zugebuddelt und Deckel drauf. |
So sieht die Brunnenstube aus. 2 Abgänge, Ablasshahn, Druckanzeige, Absperrhahn. |
Zeit für einen Testlauf, würde ich sagen. Als Pumpe hatte
ich mir schon vor langen eine druckstarke Tiefbrunnenpumpe von Gardena
ausgesucht. Diese leistet bei 5 bar Förderdruck 6000 Liter Wasser in der
Stunde. Das schöne an dieser Pumpe ist zudem, dass Sie auf Druckänderung
reagiert. Das bedeutet, sobald ein Wasserhahn geöffnet wird, fängt die Pumpe
von allein an zu pumpen. Schließt man den Wasserhahn wieder, geht sie auch aus.
Wo ist sie hin - die Flasche?. |
Nach dem ersten Test und einer Messung der Förderleistung an
der Austrittsstelle (8,5 Meter Förderhöhe) liegen bei uns von den theoretisch leistbaren 5
bar immer noch beachtliche reichlich 4 bar an. Damit stehen uns am Austrittspunkt 5m³ Wasser je Stunde zur Verfügung. Ein 10 Liter Eimer ist bei dieser Pumpenleistung in sagenhaften 7 Sekunden Rand voll
gefüllt.
Ob er mal Feuerwehrmann wird? |
Alles in allem sind wir (insbesondere ich) mit unserem
Brunnen sehr zufrieden. Im nächsten Jahr werde ich dann ein Bewässerungssystem
für unseren Rasen installieren. Ausreichend Wasser ist ja nun vorhanden. In der Zwischenzeit habe ich aber erstmal an dem einen Abgang einen Wasserhahn installiert, damit wir jederzeit Wasser zur Verfügung haben. An den anderen Abgang hängt eine Zeitschaltuhr mit drei Sprenger für unserer Rasenbewässerung.
Der Wasserhahn wird installiert. |
Fertig. Wir haben jetzt jederzeit kostenlos Wasser zur Verfügung. |
Unser Brunnen im Überblick:
Brunnentiefe: 11,5m
Wasserstand bei: 5m
Pumpenhöhe: 8,5m
Filterstrecke unten: 2m
Wasserdruck an Entnahmestelle: reichlich 4 bar
maximal nutzbare Förderleistung für Gartenbewässerung: 5.000 Liter/Stunde
Kosten Bohrung inkl. 2m Erdaushub: 996,05 €
Kosten Brunnenstube mit Pumpe/Verrohrung/Fittinge usw.: 600,02 €
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